Unter anderem yahoo!nachrichten berichtete ausführlich über dieses Thema
Der als „Biodiesel“ bekannte Kraftstoff HVO steht zunehmend in der Kritik, nicht so nachhaltig zu sein, wie oft behauptet wird. Eine aktuelle Untersuchung von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass manche HVO-Kraftstoffe deutlich mehr Palmöl enthalten als die Hersteller angeben.
Unregelmäßigkeiten bei Palmölrückständen
Die Studie von T&E deckt erhebliche Unregelmäßigkeiten bei den Angaben der Hersteller zum Gehalt von Palmölrückständen in HVO auf. Ein Hauptbestandteil des von Ölkonzernen verkauften erneuerbaren Dieselkraftstoffs HVO wird häufig falsch deklariert. HVO100, seit letztem Jahr auch an deutschen Tankstellen erhältlich, soll laut Produzenten eine nachhaltige Alternative zu fossilem Diesel sein.
Übermäßiger Einsatz von Palmölmühlenabwasser (POME)
Die T&E-Studie zeigt, dass europäischen Biokraftstoffen fast doppelt so viel Palmölmühlenabwasser (POME) beigemischt wird, wie weltweit verfügbar ist. POME ist ein Rückstand aus der Palmölproduktion, ein wässriger Schlamm, der bei der Herstellung von Palmöl anfällt. Offiziell wurden 2023 mehr als 2 Millionen Tonnen POME-Öl in europäischen Biokraftstoffen verbraucht, weit mehr als die weltweit verfügbaren 1 Million Tonnen. Berechnungen von T&E zeigen, dass die tatsächlich gesammelten Mengen POME-Öl wahrscheinlich viel niedriger sind.
Rückgang der Verwendung von konventionellem Palmöl
Die Verwendung von konventionellem Palmöl in Biokraftstoffen erreichte 2019 einen Höchststand von rund 3 Millionen Tonnen. Bis Ende 2023 ging die Verwendung um 80 Prozent zurück, hauptsächlich aufgrund einer EU-Entscheidung, Biokraftstoffe aus Palmöl bis 2030 aus den Zielen für erneuerbare Energien auszuschließen. Abfallbasierte Alternativen wie Altspeiseöle, tierische Fette und POME haben den Platz von konventionellem Palmöl eingenommen und machen nun angeblich 40 Prozent der Biokraftstoffe in der EU aus.
Umweltschädlichkeit des Palmölanbaus
Der Anbau von Ölpalmen zur Gewinnung von Palmöl gilt als umweltschädlich, da die Pflanzen besonders gut in den Tropen gedeihen, wo große Regenwaldflächen abgeholzt werden. Aus diesem Grund darf HVO100 in Deutschland kein konventionelles Palmöl enthalten, während der Einsatz des Abfallstoffes POME erlaubt ist. Es besteht jedoch der Verdacht, dass falsch deklariertes Palmöl weiterhin in großem Umfang zur Herstellung von HVO genutzt wird. Experten kritisieren HVO-Diesel als Greenwashing, da die Abfall-Öle, die angeblich zur HVO-Herstellung genutzt werden, nur für einen Bruchteil der Biodieselproduktion ausreichen. Die verwendeten Rohstoffquellen, wie Rapsöl, lassen sich zudem nicht einfach ausbauen, weshalb die Biodieselproduktion in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht.
Verbrauch von POME in Europa
Spanien, Italien, das Vereinigte Königreich und Deutschland waren 2023 die größten Verbraucher von POME in Europa. Ein Drittel der spanischen Biokraftstoffe stammte aus POME, in Italien waren es knapp 20 Prozent. In Deutschland vervierfachte sich der POME-Verbrauch zwischen 2021 und 2022, blieb aber 2023 trotz steigender Importe und sinkender Biokraftstoffpreise konstant. Im Januar dieses Jahres veröffentlichte die indonesische Regierung Daten, die zeigen, dass die Ausfuhren von POME in den Jahren 2023 und 2024 die geschätzte Gesamtkapazität bei Weitem übersteigen.
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