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MTU-Yachtantriebe für HVO freigegeben – Rolls-Royce und Sanlorenzo setzen auf nachhaltige Kraftstofflösung

Rolls-Royce Power Systems hat die MTU-Yachtantriebe der Baureihen 2000 und 4000 für den Betrieb mit HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) freigegeben. Die Maßnahme ist Teil einer längerfristigen Zusammenarbeit mit dem italienischen Yachtbauer Sanlorenzo, die auf eine nachhaltigere Ausrichtung der Antriebssysteme im Yachting-Segment abzielt.

Im Rahmen eines neuen Vierjahresvertrags liefert Rolls-Royce Antriebs-, Automatisierungs- und Abgasnachbehandlungssysteme für verschiedene Sanlorenzo-Yachtmodelle. Dabei kommen ausschließlich Motoren zum Einsatz, die für den Betrieb mit dem biogenen Dieselkraftstoff HVO freigegeben sind.

Vertrag über MTU-Komplettsysteme für Yachten

Die Vereinbarung umfasst die Lieferung von MTU-Komplettlösungen für mehrere Yachtserien von Sanlorenzo, darunter Alloy 44/48, 1150 EXP sowie die neue Superyacht Steel mit einer Länge von bis zu 74 Metern. Die verwendeten Motoren der MTU-Baureihen 2000 (Leistungsbereich 452–1939 kW) und 4000 (Leistungsbereich bis 4300 kW) sind für unterschiedliche Anforderungen in mittleren bis großen Schiffseinheiten konzipiert.

Ein zentrales Merkmal dieser Motoren ist ihre Freigabe für den Einsatz mit HVO. Dies ermöglicht die Nutzung eines flüssigen Biokraftstoffs, der sowohl die CO₂-Emissionen als auch andere Schadstoffemissionen wie Stickoxide und Feinstaub reduziert.

HVO als alternative Kraftstofflösung in der Schifffahrt

HVO ist ein synthetischer Dieselkraftstoff, der aus Abfall- und Reststoffen biologischen Ursprungs hergestellt wird. Zu den Ausgangsmaterialien zählen beispielsweise gebrauchte Speiseöle oder tierische Fette. Im Vergleich zu fossilem Diesel kann HVO die Treibhausgasemissionen um bis zu 90 Prozent senken. Weitere Vorteile sind die geringe Rußbildung, eine hohe Lagerstabilität sowie die vollständige Kompatibilität mit vorhandenen Dieselinfrastrukturen.

Die Möglichkeit, HVO in bestehenden Verbrennungsmotoren ohne technische Modifikationen zu nutzen, wird als pragmatischer Schritt hin zu einer emissionsärmeren Schifffahrt gewertet. Insbesondere bei Antriebssystemen, bei denen vollelektrische oder wasserstoffbasierte Lösungen (noch) nicht wirtschaftlich oder technisch umsetzbar sind, stellt HVO eine kurzfristig einsetzbare Alternative dar.

Bedeutung für die Yachtindustrie

Mit der HVO-Freigabe der MTU-Antriebe bietet Rolls-Royce eine Lösung für Yachtbauer, die steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit erfüllen müssen. Die zunehmende Nachfrage nach klimafreundlicheren Antrieben zeigt sich nicht nur bei kommerziellen Schiffen, sondern auch im privaten Yachtsektor. Luxusyacht-Hersteller wie Sanlorenzo reagieren mit der Integration nachhaltiger Technologien in ihre Produktlinien.

Der Einsatz von HVO kann dabei helfen, sowohl die CO₂-Bilanz zu verbessern als auch die Einhaltung zukünftiger Emissionsgrenzwerte in besonders sensiblen Fahrtgebieten – etwa im Mittelmeer oder in Küstenschutzgebieten – zu gewährleisten. Für die Betreiber ergibt sich ein zusätzlicher Vorteil: HVO lässt sich ohne Umrüstungen in den betroffenen MTU-Motoren verwenden, was die Umstellung erleichtert.

Technische Einordnung der MTU-Baureihen

Die Baureihe MTU 2000 richtet sich an kleinere und mittelgroße Schiffe, wobei der Fokus auf kompaktem Design, hoher Effizienz und niedrigen Emissionen liegt. Die größere Baureihe 4000 ist für größere Yachten und Schiffe mit erhöhtem Leistungsbedarf vorgesehen. Beide Baureihen sind modular aufgebaut und lassen sich mit weiteren Systemkomponenten wie Hybridmodulen oder Abgasnachbehandlungseinheiten kombinieren.

Mit der Einbindung in die „Bridge-to-Propeller“-Strategie von Rolls-Royce wird eine durchgängige Antriebskette realisiert – von der Steuerungseinheit auf der Brücke bis zur Antriebseinheit am Heck. Ziel ist es, durch integrierte Lösungen den Kraftstoffverbrauch zu minimieren und die Betriebseffizienz zu maximieren.

Einsatzpotenzial von HVO über Yachten hinaus

Die Freigabe der MTU-Motoren für den Betrieb mit HVO betrifft nicht nur die Yachtindustrie, sondern hat auch Relevanz für andere maritime Anwendungen. Berufsschifffahrt, Offshore-Versorgung, Behörden- und Rettungsboote sowie Fähren profitieren ebenfalls von der Möglichkeit, HVO als Drop-in-Kraftstoff zu nutzen. Vor allem in Bereichen mit eingeschränkter Ladeinfrastruktur für alternative Antriebskonzepte kann HVO eine kurzfristig umsetzbare Lösung darstellen.

Zudem kann HVO im Mischbetrieb mit fossilem Diesel verwendet werden, was einen flexiblen Übergang zu klimafreundlicheren Betriebsweisen ermöglicht – ohne größere Investitionen in neue Technologien.

Ausblick

Mit der konsequenten Öffnung ihrer Antriebssysteme für alternative Kraftstoffe wie HVO unterstützt Rolls-Royce die nachhaltige Transformation der maritimen Antriebstechnik. Sanlorenzo zählt zu den ersten Yachtbauern, die auf breiter Front auf HVO-fähige Antriebslösungen setzen und damit einen Beitrag zur Emissionsminderung in der Freizeit- und Luxusschifffahrt leisten.

Der Einsatz von HVO in MTU-Yachtantrieben zeigt beispielhaft, wie bestehende Technologien durch den Einsatz alternativer Kraftstoffe einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können – ohne dass dabei grundlegende Systemumstellungen erforderlich sind.

Für andere Anwendungsbereiche, wie etwa den Lkw-Verkehr oder den kommunalen Fuhrpark, bedeutet dies ebenfalls: HVO ist eine praxistaugliche Lösung zur Reduktion von CO₂-Emissionen im bestehenden Fahrzeugbestand – auch jenseits der Straße.

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